„Ochsengarten“

Ochsengarten
61/75 cm, 2008

Von St. Peter zur Peterer-Scharte ist mein Lieblingsweg im gesamten Villnößtal. Was extrem narzisstisch klingt, hat sich halt einfach so ergeben.

Ich werde meine Eltern dort besuchen, wo sie seit vielen Jahren urlauben. Wo ich noch nie war, der Bruder aber schon mehrfach. Der kommt auch, mit seiner Freundin. Man textet mich schon vorher zu mit „Was du alles machen musst“. Es graust mir. Geht das etwa zu wie früher, jemand entscheidet und ich dackle mit? Nein danke, erstmal muss ich mir das Villnößtal selbst erobern. Intensives Kartenstudium drängt mir die Peterer-Scharte auf: etwa 1.200 hm (persönliche hm-Wohlfühl-Zahl), man kommt vom Haus weg hin, raufwärts ist sie noch keiner aus der Familie gegangen, geradewegs steil führt sie nach oben, aber ohne ausgesetzte Stellen, ist nach mir benannt, ist also meine.

Inzwischen war ich ungefähr 20x dort, habe Sonne, Regen, Regenschauer in der Sonne, Nebel, Hitze und Kälte dort erlebt und sogar oben auf der Raschötz schon Schneebälle durch die Gegend geworfen.

Jedesmal freue ich mich bei der Ankunft an der Scharte über das gigantische Panorama, das sich plötzlich vor mir auftut (wenn es nicht gerade neblig ist).

Sie ist ein wunderbar komponiertes, komplexes Kunstwerk, allerdings nur raufwärts, aber Sonaten spielt man ja auch nicht rückwärts. Obwohl sie, nüchtern betrachtet und fiel mir heute wieder auf, nur eine Aneinanderreihung von Lästigkeiten ist. Aber WIE diese aneinander gereiht sind, DAS ist die Kunst!

Kurz vor der Baumgrenze, nach einem kurzen, aber sausteilen Anstieg, erreicht man den Ochsengarten, eine Hochalm, die bis vor kurzem noch bewirtschaftet wurde, wodurch ich unterwegs oft in Ziegen- oder Schafherden geraten bin. Ansonsten bin ich in all den Jahren allenfalls ein paar italienischen Pilzesammlern und einheimischen Jägern, Förstern oder Hirten begegnet.

2 Kommentare

  1. Im Zweiten Weltkrieg retteten die abgebildete Hütte, deren Abgeschiedenheit und der insbesondere für Nazi-Wachtmeister offenbar zu mühsame Anstieg dem Einheimischen Josef Messner wohl das Leben:
    „1944 musste ich im Ochsengarten oben die Schafe hüten. [..] Manchmal übernachtete ich oben in der alten, zugigen Hütte. [Sie wollten] mich dann doch zum Kriegsdienst holen, ich glaube, wohl auch deshalb, weil mein Vater sich mit einem Dorf-Nazi angelegt hatte. Da habe ich mich versteckt. ‚Der Bub ist oben zum Schafehüten, ihr müsst ihn halt suchen. Wir wissen auch nicht, wo er ist‘, erklärten meine Eltern dem Wachtmeister. Dieser beauftragte zwei Villnösser, mich suchen zu gehen. ‚Schießt ihn nieder, wenn er abhauen will‘, befahl er ihnen. Die beiden hätten ganz genau gewusst, wo ich mich aufhielt, aber sie suchten mich nicht. Sie gingen meistens nur ein Stück den Wald hinauf und setzten sich dort hin.“
    (Mantinger, Martina: Gsessn isch man lei ban Essn. Villnösser erzählen, Bozen 2014, S.81)

    Like

Hinterlasse einen Kommentar