Krimi 3/4: o.T.

o.T.
36/23 cm, 2007

BORKUM-BLUES

Er saß in der „Künstlerklause“, einer Kneipe, die sich ihren Namen so verdient hatte wie er sich die Ehrenmedaille der Abstinenzler, und hörte im Radio, wie sein Club, der Club, in Mainz verlor. Draußen regnete es. Wie schon seit Stunden. Wie immer, wenn er hier war. Missmutig betrachtete er den eingetrockneten Matsch auf seiner Hose, der seit einem Sturz in den Dünen sein Begleiter war. Sein einziger. „Was zur Hölle hat mich geritten, diesen Auftrag anzunehmen?“, dachte er und kannte doch die Antwort genau: Das Geld. Die Pennunzen. Die Kröten. Der Schotter. Money makes the world go round. Deshalb, nur deshalb saß er in diesem Loch am Ende der Welt, auf Borkum, dessen Berge so hoch waren wie eine ausgenommene Flunder, die der Koch für die Panade vorbereitete.

Der Schlusspfiff ertönte so laut, wie er selbst aus dem letzten Loch pfiff. 1-2. „Damn it“, dachte er und überließ dem Wirt seine letzten Dollars. Drei Weißbiere, für nichts und wieder nichts. „Der König der falschen Entscheidungen“, dachte er, während er durchnässt auf der Promenade stand, wo er seine vorletzte Zigarette rauchte und vergeblich versuchte, das Meer zu sehen. Es war im Dunst verschwunden wie seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

„Gustav Gans, eine Fluppe habbich noch“, dachte er plötzlich und konnte sich ein bitteres Grinsen nicht verkneifen.

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Das Bild zeigt zwar nicht die Künstlerklause, aber Borkum stimmt immerhin.

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